Grenzen des Modells, mögliche Weiterentwicklung
Dem FoodCoop-Modell sind in gewisser Weise natürliche Grenzen gesetzt. Die basisdemokratische Organisationsform, die Selbstverwaltung mit rein ehrenamtlichen tätigen Mitgliedern, das auf gegenseitigem Vertrauen beruhende Abrechnungssystem, ... das alles funktioniert für Gruppen, die in der Regel 30 bis knapp 100 Haushalte umfassen. Manche FoodCoops legen daher Mitgliederobergrenzen fest, um die internen Strukturen nicht zu überlasten. Für die FoodCoop selbst eine übersichtliche Gruppe gruppendynamisch vorteilhaft, solange genügend Mitgliedsbeiträge eingehen. Dies trifft aber nicht auf die Lieferantinnen zu, die ja durch die FoodCoops unterstützt werden sollen. Denn:
Aus bäuerlicher Sicht hat eine FoodCoop zwei Schwachpunkte: Erstens sind die bestellten Mengen oft zu gering, um einem Betrieb als ernsthaftes wirtschaftliches Standbein zu dienen. Zweitens sind die Bestellungen immer nur für ein paar Tage im Voraus verbindlich, also wenn in der einen Woche viel Salat bestellt wird, sagt das nichts über die Salatmenge in der nächsten Woche aus.
Das Modell könnte sich daher in Richtung Solidarische Landwirtschaft entwickeln, um Bestellmenge und Verbindlichkeit zu erhöhen. So könnte z. B. eine FoodCoop ihrer Gemüsebäuerin garantieren, dass sie jede Woche saisonales Gemüse im Mindestwert von 300 Euro abnimmt. Dazu muss die FoodCoop nicht einmal besonders groß sein, 30 Mitglieder, die jeweils um 10 Euro bestellen, reichen.
Das FoodCoop-Modell hat noch einen weiteren Schwachpunkt: Es spricht nur Konsumentinnen an, die bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren. Für die vielen Menschen, die zwar einen bewussten und gezielten Einkauf von Lebensmitteln befürworten, denen es aber an Zeitressourcen bzw. Motivation für Mitarbeit in selbstorganisierten Strukturen fehlt, sind FooCoops kein passendes Angebot.
Eine FoodCoop nicht nur für aktive Mitglieder?
Es stellt sich deshalb die Frage, ob denn Engagement aller Mitglieder zwingende Voraussetzung sein muss. Eine mögliche Antwort könnte das folgende Konzept sein: Das „Gemeinschafts-G'schäft" ist eine Mischung aus FoodCoop und klassischem Geschäft. Der Anspruch an das Modell ist, positive Faktoren beider Seiten zu kombinieren. Einerseits sollen die basisdemokratischen Organisationsform und damit einhergehend das Potential für Bewusstseinsbildung durch Mitgestaltung erhalten bleiben. Andererseits soll ein Gemeinschafts-G ́schäft auch jenen Konsumentinnen offen stehen, die sich nicht aktiv in einer Initiative engagieren wollen, sondern ihre ideellen Ziele lediglich durch bewusstes Einkaufsverhalten fördern möchten.
Wer macht dann die Arbeit?
Es ist prinzipiell denkbar, dass besonders engagierte Mitglieder sämtliche anfallenden Tätigkeiten erledigen und so die Inaktivität der anderen Mitglieder ausgleichen. die rein ehrenamtliche Organisationsform stößt in der Praxis jedoch recht schnell an ihre Grenzen. Realistischer ist es daher, dass der Verein für gewisse Tätigkeiten auf bezahlte Arbeitskräfte zurückgreift.
Woher kommt das Geld für den Lohn?
FoodCoops finanzieren sich üblicherweise durch Mitgliedsbeiträge. Dieses System funktioniert jedoch nur, wenn die laufenden Kosten möglichst niedrig bleiben, also konkret je nach Mitgliederzahl unter 200 bis 300 Euro im Monat. Als Haupteinnahmequelle dienen beim Gemeinschafts-G ́schäft Preisaufschläge wie im klassischen Lebensmittelhandel. Die Konsumentinnen wählen zwischen zwei Varianten der Mitgliedschaft im Verein, aktiv oder passiv. Mit der „aktiven Mitgliedschaft" verpflichten sie sich zu ehrenamtlicher Mitarbeit. „Passive Mitglieder" müssen keine Aufgaben übernehmen, zahlen dafür aber höhere Preise für die Produkte. Achtung, die daraus entstehenden Einnahmen sind zu versteuern, zudem benötigt der Verein für die Variante mit den Preisaufschlägen sehr wohl eine Gewerbeberechtigung.
Das Gemeinschafts-G‘schäft ist noch nicht in die Realität umgesetzt, Pilotprojekte sind in Vorbereitung. Das Projekt „Appetit auf Zukunft“ erforscht laufend neue Wege der Lebensmittelversorgung, Anregungen sind ausdrücklich erwünscht! http://www.bio-austria.at/aaz