Motive und Ziele von FoodCoops
FoodCoops stellen eine Bezugsmöglichkeit für Lebensmittel dar. Das macht sie aber nicht einzigartig, denn in Österreich gibt es unzählige Supermarktfilialen, Hofläden etc. Im Gegensatz zu früheren Erzeuger-Verbraucher-Initiativen sind FoodCoops heutzutage auch nicht mehr notwendig, um Vermittlungskanäle für Biolebensmittel zu schaffen, denn diese gibt’s mittlerweile nahezu an jeder Straßenecke.
Ist das Modell vielleicht die günstigste Einkaufsmöglichkeit? Schnäppchenjägerinnen müssen enttäuscht werden: Zwar finden sich in FoodCoops nur selten überteuerte Preise, aber faire Bezahlung der Produzentinnen ist fixer Bestandteil der Idee. In FoodCoops wird der Wert von Lebensmitteln und deren Produktionsweise anerkannt, Tiefpreise, bei denen wer anderer draufzahlt, sind verpönt.
Warum also FoodCoops? Sie entstehen aus einem Mix verschiedenster (unbefriedigter) Bedürfnisse. Immer mehr Menschen wollen wissen, was sie essen. Sie wünschen sich „natürliche“, „unverfälschte“, „nicht industriell gefertigte“ Lebensmittel aus regionaler Herkunft, am besten mit persönlichem Bezug zu den Produzentinnen, in einer intakten Umwelt. Aber nicht überall und jederzeit gibt es Bauernmärkte, das Höfesterben setzt sich fort, kleinere Bäckereien und Fleischereien müssen schließen. Es ist eine paradoxe Situation: Irgendwie werden genau die Angebote immer weniger, nach denen sich immer mehr Menschen sehnen.
Manche dieser Menschen wollen das nicht als gegeben hinnehmen. Einfach nur Jammern oder Aufregen macht sie aber nicht glücklich. Sie wollen direkt im eigenen Lebensumfeld etwas ändern und selbst einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der regionalen Bio-Landwirtschaft, der Nahversorgungsstrukturen und Esskultur leisten. Solche Menschen gründen FoodCoops!
Die genauen Ziele sind dabei nicht einheitlich, sie reichen von pragmatischen Bedürfnissen bis zu politischen Forderungen und Ansätzen gesellschaftlicher Veränderungen. Oft geht es um die Begriffe „regional, ökologisch, sozial, fair, selbstbestimmt“. Die nachfolgende Liste bietet ohne Anspruch auf Vollständigkeit einen Überblick, was FoodCoops erreichen wollen:
Was wollen FoodCoops erreichen?
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Versorgung mit frischen, kulturell wertvollen (Bio-)Lebensmitteln gewährleisten: Selbstverständlich wollen FoodCoop- Mitglieder „was Gscheits“ zum Essen. Es geht ihnen dabei aber nicht nur um die eigene Gesundheit oder andere persönliche Ziele, sondern auch um das Fördern von Strukturen und Rahmenbedingungen, die solch eine Versorgung gewährleisten. Ernährung wird nicht als individuelle Frage, sondern als gesamtgesellschaftliches und politisches Thema betrachtet.
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Selbstbestimmung: Das bedeutet für FoodCoop-Mitglieder nicht, vor dem Regal im Supermarkt zu stehen, und aus der Unzahl an Joghurts eines auszuwählen. Die Mitglieder von FoodCoops verlassen die Rolle als passive Endverwerter eines vorgegebenen Angebotes. Stattdessen wollen sie selbst bestimmen, was ihnen überhaupt angeboten wird!
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Gezielte Unterstützung erhaltenswerter Landwirtschaft: FoodCoops lehnen Massentierhaltung und Umweltzerstörung ab. Sie fördern sie kleinstrukturierte, „naturnahe“ Landwirtschaft, am besten Bio-Betriebe. Die Zertifizierung garantiert Gentechnikfreiheit (auch bei Futtermitteln) und den Verzicht auf chemisch-synthetische „Spritzmittel“, sowie leicht lösliche mineralische Dünger. Das schützt nicht nur die Umwelt, sondern schont durch die CO2 Einsparungen auch das Klima. Kleinstrukturierte Biobetriebe erhalten die natürliche Vielfalt, sorgen für fruchtbaren Boden und schützen unser Wasser. BIO AUSTRIA-Betriebe produzieren mit ihren BIO AUSTRIA- Produkten eine besondere Qualität, denn die BIO AUSTRIA- Verbandsrichtlinien unterscheiden sich in mehr als 170 Punkten vom gesetzlichen EU Bio-Mindeststandard. Die Unterschiede reichen von der verpflichtenden Umstellung des gesamten Betriebes auf Biolandbau bis hin zu strengeren Richtlinien in der Tierhaltung, Fütterung, Bestandsobergrenzen und Düngung.
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Soziale Netzwerke fördern: „Wir wollen auf lange Sicht eine nachhaltige Wiederbelebung der Beziehungen rund um Lebensmittel erreichen. Das heißt, die Verbindungen wieder zu stärken zwischen Menschen, die das Land bestellen und alle anderen Menschen, die davon leben.“ (Zitat von einem Mitglied der FoodCoop „Håller-Regio-Kistl“.)
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Kurze Transportwege: FoodCoops setzen auf möglichst regional produzierte und verarbeitete Produkte. Noch wichtiger ist aber: Durch das gemeinsame Bestellen und zentrale Abholen werden „private“ Einkaufswege eingespart.
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„Fairtrade“ vor der Haustür: FoodCoops fordern und fördern gute Arbeitsbedingungen – nicht nur für Bäuerinnen, auch für Erntehelferinnen, Angestellte in Verarbeitung und Vertrieb etc. Die Mitglieder von FoodCoops sind bereit ihrer Verantwortung als Konsumentinnen nachzukommen und zahlen angemessenen Preise für Lebensmittel.
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Regionale Wertschöpfungsketten unterstützen: FoodCoops interessiert nicht einfach nur der Preis, sondern auch die Frage: „Wer verdient wieviel an unseren Einkäufen?“ Das bezahlte Geld soll nicht multinationalen Unternehmen zugute kommen, sondern als Lebensgrundlage für die Mitmenschen in der Region dienen.
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Einander wertschätzen und voneinander lernen: „Neben einer regionalen Nahversorgung sehen wir die FoodCoop auch als Ort für Wissensvermittlung zwischen Produzentinnen und Konsumentinnen. So fördern wir die Sensibilität und Wertschätzung für Lebensmittel und deren Erzeuger.“ (Zitat von einem Mitglied der FoodCoop „GuaT“.)
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Transparenz: Werbetexte und Gütesiegel reichen FoodCoop- Mitgliedern nicht. Sie wollen selbst erleben, wie ihre Lebensmittel produziert werden und mehr über die Hintergrundabläufe erfahren, die bei klassischen Bezugsformen im Verborgenen bleiben.
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Ernährungssouveränität: Lebensmittel sind keine Ware, Lebensmittel sind ein Grundrecht, denn jeder Mensch muss essen. Das bedeutet Zugang zu leistbarem, bekömmlichem Essen zu haben, OHNE dass dafür andere Menschen oder andere Regionen ausgebeutet werden. FoodCoops kritisieren die vorherrschenden Praktiken in Produktion und Verteilung von Lebensmitteln. Sie bieten eine Alternative zu jener Vorgangsweise, in der Gewinnmaximierung auf Kosten anderer Menschen bzw. der Umwelt betrieben wird.
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Lebensmittelmüll vermeiden: Durch FoodCoops landet das Essen am Teller, nicht in der Tonne. Das Vorbestellsystem sorgt dafür, dass sämtliche frische Produkte bei Abholschluss restlos verteilt sind. Zudem gibt es in FoodCoops keine Sonderangebote etc. die dazu verleiten, unnötigerweise mehr einzukaufen als man braucht. Dadurch werfen auch die Privathaushalte weniger Essen weg.
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Verpackungsmaterial einsparen: Plastikmüll ist in FoodCoops die Ausnahme, stattdessen gibt es unverpackte Lebensmittel, Großgebinde, Pfandgläser, ... Die Mitglieder nehmen zur Abholung eigene Sackerl und Gefäße zum Einpacken mit.