Was ist eine FoodCoop?
In Österreich sind FoodCoops eine relativ neue Erscheinung, während in anderen Ländern dieses Modell schon seit Jahrzehnten etabliert ist. Der Begriff FoodCoop wurde daher aus dem englischsprachigen Raum übernommen. Die erste Hälfte ist schnell übersetzt: „Food“ heißt „Lebensmittel“. Die zweite Hälfte „coop“ ist die Abkürzung für „cooperative“, auf Deutsch „Kooperative“. Das heißt so viel wie „zusammenwirken“ oder „miteinander etwas bezwecken“. In Summe bedeutet der Begriff „FoodCoop“ also grob „die Lebensmittelversorgung gemeinsam gestalten“.
Der Grundgedanke einer FoodCoop ist weder neu noch innovativ, ganz im Gegenteil, er wird täglich unzählige Male gelebt, etwa wenn eine Nachbarin oder eine Arbeitskollegin fragt: „Ich hole mir vom Bauernhof Eier und Brot, brauchst du auch was, soll ich dir was mitbringen?“ Bei einer FoodCoop wird diese Frage auf einen größeren Personenkreis ausgeweitet, das Miteinander-Einkaufen wird organisierter angegangen und die Produkte stammen nicht nur von einem einzelnen Bauernhof, sondern von mehreren Bezugsquellen, sodass ein gewisses Grundsortiment zustande kommt.
Konkret sieht das so aus: Ein paar dutzend private Haushalte schließen sich zu einer Einkaufsgemeinschaft zusammen. Die Mitglieder, also die die einzelnen Haushalte, bestellen gesammelt bei umliegenden Bauernhöfen und anderen Anbietern. Diese liefern die vorbestellten Waren an einen zentralen Umschlagplatz, genannt das „FoodCoop-Lager“. Dort erfolgt die Verteilung, jede Konsumentin holt sich ab, was sie vorbestellt hat.
Praxisbeispiel: Bis Dienstag geben alle Mitglieder innerhalb der FoodCoop bekannt, welche Lebensmittel sie diese Woche benötigen. Am Dienstagabend erfährt die Gemüsebäuerin von der FoodCoop: „Wir brauchen diese Woche 27 Salate, 35 Karotten, ...“, an die Milchbäuerin geht die Info: „Wir brauchen diese Woche 23 Liter Milch, 17 Joghurt, ... “, usw. Die Bäuerinnen liefern am Freitag die bestellten Produkte ins FoodCoop-Lager. Dann kommen die Konsumentinnen. Anna hat z. B. einen Salat und zwei Joghurt bestellt, sie nimmt sich genau diese Produkte. Am Freitagabend sind alle frischen Lebensmittel abgeholt.
Eine FoodCoop funktioniert wie ein Kreislauf: Private Haushalte
organisieren sich als Mitglieder der FoodCoop. Gemeinsam geben sie
Sammelbestellungen bei verschiedenen Anbietern ab. Diese liefern
die Waren in das FoodCoop-Lager. Dort holen die Mitglieder ihre
Vorbestellungen ab.
Im Vergleich zu anderen Versorgungswegen haben FoodCoops einige recht praktische Vorzüge:
- Die Lieferantinnen können sich auf die Produktion der Lebensmittel konzentrieren und müssen sich nicht stundenlang Zeit fürs Verkaufen nehmen, wie etwa bei einem Bauernmarkt. Für die Mitglieder steht trotzdem ein gebündeltes Produktangebot zur Auswahl, ähnlich wie auf einem Bauernmarkt.
- Durch die Vorbestellungen können die Produzentinnen besser planen, die Konsumentinnen erhalten genau das, was sie brauchen. Es entsteht kein unnötiger Lebenmittelmüll.
- Im Vergleich zu unternehmerischen „Geschäftsideen“ bringt eine FoodCoop so gut wie kein finanzielles Risiko mit sich, es braucht kaum Startkapital und die laufenden Kosten sind minimal.
- Eine FoodCoop kann im Prinzip von jeder motivierten Gruppe gegründet werden, einschlägige Ausbildungen, Befähigungen etc. sind nicht notwendig.
Das wahre Potential von FoodCoops wird bei der Aufzählung solcher „technischer“ Vorzüge nicht sichtbar, denn diese Initiativen sind viel mehr als eine Einkaufsmöglichkeit. Zum erfolgreichen Gründen und Betreiben einer FoodCoop gehört darum auch mehr, als einfach nur Sammelbestellungen zu organisieren. Um zu verstehen wie dieses Modell wirklich funktioniert und für wen es eine sinnvolle und befriedigende Alternative darstellt, sollen zuerst die Motive und Ziele beschrieben werden.