Gründungsteam fomieren

Sobald sich eine Handvoll motivierter Personen zusammengefunden haben, steht ihr vor der ersten großen gruppendynamischen Herausforderung: Ein harmonierendes Gründungsteam formieren, das gleichzeitig offen für zusätzliche Mitglieder ist. Falls eure FoodCoop über einen abgeschlossenen Freundeskreis hinausgehen soll, (in der Regel schließen sich 10 bis 100 Haushalte zusammen), dann achtet von Beginn an bewusst auf das Thema Offenheit. Das Gründungsteam soll keine geschlossene Gesellschaft sein. War um? Eine FoodCoop lebt von vielen motivierten Mitglieder, die sich gerne engagieren. Für eine breite Beteiligung ist es nicht förderlich, wenn ein kleines Gründungsteam ohne Miteinbeziehung der anderen Interessierten die Ausrichtung der FoodCoop vorgibt. Nicht falsch verstehen, es ist kein Problem und durchaus üblich, dass erst im Laufe der späteren Gründungsphase oder auch nach deren Abschluss, neue Mitglieder dazu stoßen. Dennoch sollte die FoodCoop von Beginn an interessierte Personen bestmöglich einbinden. Ansonsten werden schon in dieser frühen Phase die Weichen für eine Zweiklassengesellschaft gestellt: Ein paar wenige „Kernmitglieder“ und dazu viele „Randmitglieder“, die maximal Dienst nach Vorschrift machen. Haben sich diese Rollen erst einmal verfestigt (und das tun sie schnell, sowohl in den Köpfen der „Kernmitglieder“ als auch der „Randmitglieder“), sind sie schwer zu verändern. Das Risiko steigt, dass Arbeit und Verantwortung dauerhaft, also auch über die Gründung hinaus, an den paar Kernmitgliedern hängen bleiben.

Die Kehrseite der Offenheit

Offenheit kann sich manchmal auch negativ auswirken, denn nicht jede interessierte Person tut der Gruppe automatisch gut! Darum ist gleichermaßen auf eine gewisse Homogenität der Gruppe zu achten. Bei di esem Spagat ist Fingerspitzengefühl gefragt. Einerseits ist es ratsam, möglichst viele Leute einzubinden, damit die FoodCoop auch wirklich ein „gemeinsames Baby“ wird, mit dem sich alle identifizieren. Andererseits braucht es Personen mit ähnlichen Vorstellungen und Motiven, die auch auf einer persönlichen Ebene gut miteinander harmonieren.

Die Themen Landwirtschaft und Lebensmittel wecken bei vielen Menschen Interesse. Lebhafte Debatten darüber gehören zum Grundwesen eine FoodCoop, denn unterschiedliche Meinungen tragen viel zu einer Bewusstseinsbildung bei. Diskussionen sollen darum zugelassen und sogar gefördert werden. Aber eine FoodCoop entsteht nicht nur durch endlose Debatten, konstruktive Ergebnisse basieren auf guter Zusammenarbeit. Mit der missionierenden Veganerin und der streitlustigen Schweinemästerin an einem Tisch, die beide nur ihre eigene Meinung akzeptieren, ergibt sich möglicherweise ein interessantes Geplänkel, aber wohl kaum ein Team, das an einem Strang zieht. Auch eventuelle externe Unterstützer wie Gemeinderat, bäuerliche Vertretungen, ... könnten Ziele verfolgen, die sich nicht mit den Ideen der Gruppe decken.

Praxistipp: Was tun, wenn die Konsumentinnen die Lebensmittel von Bio-Bauernhöfen aus der Region beziehen wollen, die Ortsbauernobfrau hingegen dafür eintritt, den konventionellen Betrieben aus der Heimatgemeinde den Vorzug zu geben? In den alle rmeisten Fällen lässt sich durch miteinander reden eine gute Lösung finden. Falls die Interessen aber wirklich unvereinbar sein sollten, dann hat die Meinung derjenigen, die letztendlich auch die Verantwortung und Arbeit in der FoodCoop übernehmen, Priorität. Selbstbestimmung ist ein wesentliches Merkmal einer FoodCoop. Von „Unterstützern“, die das nicht akzeptieren, sollte man sich besser früher als später trennen, ansonsten leiden die Stimmung und die Motivation. Die wenigsten Mitglieder werden sich gerne für Zie le engagiere n, die nicht mit ihren eigenen Vorstellungen zusammenpassen.