Entscheidungsstrukturen und Gesprächskultur definieren
In privaten Runden einigt man sich meist informell auf eine gemeinsame Vorgehensweise, in Vereinen ist das Prozedere in den Statuten schriftlich festgehalten. Die gelebte Realität in FoodCoops liegt insbesondere in der Gründungsphase irgendwo dazwischen. Auf jeden Fall sollte im Gründungsteam möglichst bald (schon bevor Vereinsstatuten erstellt werden) die Frage thematisiert werden, wie denn grundsätzlich Entscheidungen getroffen werden. Die Bandbreite reicht von Abstimmungen mit gewissen Mehrheiten bis zum Konsensprinzip ohne Gegenstimmen. Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile, genauere Erklärungen dazu sind in Teil 3 des Handbuchs zu finden. Nicht nur in der Berufswelt, auch im Vereinswesen hält sich hartnäckig die Meinung: „Ohne Chefin geht’s nicht!“ Hierarchische Entscheidungsmodelle sind für FoodCoops jedoch untauglich, denn diese leben stärker als andere Vereine von ehrenamtlicher Arbeit und vor allem von der Eigeninitiative möglichst aller Mitglieder. Die Möglichkeit zur Mitbestimmung ist für viele Mitglieder aber Voraussetzung, um sich selbst motiviert zu engagieren.
Einhergehend mit der Frage der Entscheidungsfindung stellt sich die Frage nach der Gesprächskultur. Sie sollte so gestaltet sein, dass die Mitbestimmung aller Mitglieder gefördert wird. Oft etwa ist in Gruppen die Redezeit sehr ungleich verteilt, einige wenige reden sehr viel, die meisten anderen (fast) nichts. Ist es dann verwunderlich, dass sich nicht alle mit Entscheidungen identifizieren und in weiterer Folge Arbeit und Verantwortung an ein paar wenigen Mitgliedern hängen bleiben? In Teil 3 findest du eigene Kapitel zu den Themen, Moderation, Plenum abhalten. Eine einfache Methode soll schon hier beschrieben werden.
Praxistipp „Blitzlichtrunde“: Bei einem wichtigen Diskussionsthema hat nach einer kurzen, möglichst objektiven Themeneinführung („Um was geht’s?") jedes Mitglied MAXIMAL eine Minute Zeit, die eigene Meinung zu vertreten. Dazu kommen in einer Runde reihum alle Anwesenden dran OHNE dass dazwischen andere Mitglieder reden oder die Argumente anderweitig kommentiert werden. Erst wenn die Runde vollständig beendet ist, kann diskutiert werden. Bevor eine ge meinsame Entscheidung getroffen wird, kann ei ne w eitere Blitzlichtrunde ang ehängt w erden. Diese M ethode bietet sc hweigsameren M itgliedern eine niederschwellige Möglichkeit, ihre M einung zu äußern, gleichzeitig hält sie gesprächsfreudige Mitglieder davon ab, endlose Monologe zu führen, anderen ständig ins Wort zu fallen oder jedes Argument sofort zu kommentieren.