Für wen eignen sich FoodCoops?
Anforderungen an Lieferantinnen
FoodCoops eignen sich nicht für jede Betriebsform gleich gut. Bauernhöfe, die auf die Produktion und Abgabe großer Mengen spezialisiert sind (z. B. Milchbetriebe, die ausschließlich an Molkereien liefern) scheiden als Lieferanten aus. In der Regel werden FoodCoops von kleinen, direktvermarktenden Bio-Bauernhöfen beliefert.
Im Gegensatz zu anderen Modellen wie der Solidarischen Landwirtschaft (CSA) kann kein Bauernhof alleine von einer FoodCoop leben. Dafür sind die bestellten Mengen zu gering. Empfehlenswert ist daher das Beliefern mehrerer FoodCoops, bzw. das Integrieren in bestehende Liefertouren oder anderer Direktvermarktungskonzepte.
FoodCoops verringern den Verkaufsaufwand, ein gewisses Maß an „Vermarktungs-Eigenleistung“ ist aber trotzdem nötig. Zu den bestellten Waren können ein paar Kostproben von neuen Produkten samt Infoblatt beigelegt werden, per E-Mail Fotos von der Schafherde gesendet werden, etc.
Die Kommunikation per E-Mail ist Standard, Berührungsängste mit dem Internet oder einer Software erschweren die Zusammenarbeit.
Auch der soziale Aufwand darf nicht unterschätzt werden. Da FoodCoops den intensiven Kontakt mit Bäuerinnen suchen, geht es auch um die Bereitschaft sich auf Austausch einzulassen. Wer seine Hoftore nicht gerne öffnet und teilweise auch kritische Fragen als Misstrauen oder Bevormundung deutet, wird keine allzu große Freude mit FoodCoops haben.
Anforderungen an Konsumentinnen
Mittlerweile sollte klar sein: FoodCoops sind kein 1:1-Ersatz für klassische Bezugsquellen von Lebensmitteln, sondern ein spezielles Modell, das den Konsumentinnen mehr Möglichkeiten bietet, aber auch mehr abverlangt, als passives Einkaufen.
Mitglied in einer FoodCoop sein bedeutet, die serviceorientierte Komfortzone zu verlassen und selbst Hand anzulegen. Dadurch werden die Produzentinnen bei der Vermarktungsarbeit entlastet. Wozu der Aufwand? FoodCoop-Mitgliedern ist bewusst, dass es die „romantisierte“ Landwirtschaft unter den derzeitigen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nur in Bilderbüchern und der Werbung gibt. Diese Situation veranlasst Betriebe zum Aufgeben, vor allem die kleinstrukturierte, „erhaltenswerte“ Landwirtschaft ist davon betroffen. FoodCoops wollen mit ihren Tätigkeiten den Bäuerinnen einen Schritt entgegenkommen und so einen Beitrag zur Ernährungssouveränität leisten.
Welche Aufgaben kommen dadurch auf die Mitglieder zu? Bei der Abholung der vorbestellten Produkte fallen unterschiedlichste Arbeiten an, vom Überprüfen der Lieferscheine bis zum Putzen am Ende der Abholzeit. Jedes Mitglied übernimmt ein paar Mal pro Jahr diese Tätigkeiten.
Das Mitbestimmen und Mitgestalten erfordert Motivation und Zeit. Um gemeinsame Entscheidungen treffen zu können, ist zumindest alle paar Monate ein „Plenum“ (= Treffen aller Mitglieder) notwendig.
Dazu kommen verschiedenste Aufgabenbereiche: Finanzen über- blicken, Besuche zu den Bauernhöfen organisieren, IT-Service für die Bestellsoftware, ... All diese Arbeiten werden in FoodCoops auf möglichst viele Schultern verteilt, sodass nicht einzelne Personen die gesamte Last der Arbeit bzw. Verantwortung tragen müssen. Teilweise werden Aufgaben, für die spezielle Fähigkeiten nötig sind, auch an externe Personen ausgelagert.
Ist eine FooCoop das Richtige für mich?
Du findest die FoodCoop-Idee löblich, bist dir aber nicht sicher, ob dieses Modell für dich persönlich die beste Wahl zur zur Lebensmittelbeschaffung ist?
Zusammengefasst eignen sich Food Coops für Konsumentinnen ...
- ... die Zeit und Lust haben sich in einer Gemeinschaft einzubringen.
- ... die bereit sind Verantwortung für ihr Umfeld zu übernehmen.
- ... denen ein sinnstiftendes Hobby Befriedigung verschafft.
- ... die bereit sind, faire Preise für Lebensmittel zu zahlen.
- ... die mit Internetnutzung vertraut sind (wobei dies nicht unbedingt nötig ist).
Vielleicht hilft dir auch der Gegencheck:
FoodCoops sind NICHT
... wie Geschäfte, und somit kein passender Ort für Menschen, die einfach nur einkaufen wollen. Das Modell funktioniert nur mit engagierten Mitgliedern!
... die billigste Bezugsmöglichkeit für Lebensmittel. In FoodCoops gibt’s hauptsächlich Grundnahrungsmittel, hochqualitativ und zu fairen Konditionen (vergleichbar mit Bauernmärkten). FoodCoops können und wollen, sowohl preislich als auch in punkto Sortimentfülle, nicht mit Supermärkten m ithalten.
... bequem und schnell im Sinne von: Verantwortung und Arbeit übernehmen andere. Es gibt in der FoodCoop niemanden außer euch, ihr seid eure eigenen „Chefinnen“. Das bringt Freiheiten und Vorteile, aber auch Pflichten.
... anonym oder individualisiert. FoodCoops sind ein sozialer Treffpunkt, jedes Mitglied ist Teil der Gemeinschaft.
... perfekt. FoodCoops sind ehrenamtliche Initiativen mit Motivations-Hochs & Tiefs und Raum für kollektive Lernprozesse. Eine gewisse Fehlertoleranz ist dabei unabdingbar.
... serviceorientiert zu Lasten der Produzentinnen. „Der Kunde ist König“ gibt’s hier nicht, Mitglieder und Lieferantinnen begegnen si ch wertschätzend und auf Augenhöhe.
... spontan. Das Vorbestellsystem bedingt zumindest bei Frischeprodukten eine gewisse Vorausplanung.
... die Lösung aller Probleme in der Landwirtschaft bzw. im Ernährungsbereich. FoodCoops alleine können das Bauernsterben nicht verhindern oder den Hunger in der Welt bekämpfen, dafür sind die Rahmenbedingungen durch Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu einflussreich. FoodCoops bieten eine praxisorientierte Alternative, die im K leinen viel bewirken kann. Um das große Ganze zu verändern, ist zusätzliches Engagement nötig, z. B. in der Bewegung für Ernährungssouveränität.
Bist du nun motiviert eine FoodCoop zu gründen oder einer bestehenden FoodCoop beizutreten? Im zweiten Teil erfährst du alles was du wissen musst, um eine eigene FoodCoop zu gründen. Der dritte Teil des Buchs verschafft dir einen vertieften Einblick, wie bestehende FoodCoops funktionieren.
Bist du nun der Meinung eine FoodCoop ist nicht das Richtige für dich? Im Rahmen des Projekts „Appetit auf Zukunft“ werden unterschiedlichste Wege erforscht, wie Konsumentinnen und Bäuerinnen miteinander die Lebensmittelversorgung gestalten können. Mehr Informationen findest du unter http://www.bio-austria.at/aaz